7 Mart 2020 Cumartesi

Der kleine Prinz - Kapitel 8 | HÖRBUCH



Kapitel VIII

Schon bald lernte ich jene Blume besser kennen. Auf dem Planeten des kleinen Prinzen hatte es schon immer Blumen gegeben, sehr einfache, verziert nur mit einem Kranz von Blütenblättern; sie waren kaum zu bemerken und sie störten niemanden. Sie sprossen eines Morgens aus dem Gras und am Abend waren sie wieder verschwunden. Doch eines Tages keimte ein Spross aus einem Samen, von dem keiner wusste, woher er kam und der kleine Prinz überwachte ganz genau diesen kleinen Halm, der nicht so aussah wie die anderen. Das konnte eine neue Art des Affenbrotbaumes sein. Doch bald schon hörte der Strauch auf zu wachsen und eine Blüte gedieh heran. Der kleine Prinz sah zu, wie eine enorme Knospe keimte und er fühlte, es würde etwas Zauberhaftes daraus erwachsen, doch die Blume wurde und wurde nicht fertig damit, sich im Schutze ihrer grünen Kammer herauszuputzen. Sorgfältig wählte sie ihre Farben aus. Langsam zog sie sich an und rückte ihre Blütenblätter eines nach dem anderen zurecht. Sie wollte nicht ganz zerknittert herauskommen wie die Mohnblumen. Sie wollte nur in voller Schönheit aufblühen. Oh ja! Sie war sehr eitel! So hatte sie tagelang vor dem Spiegel gestanden. 33 Und dann, eines morgens, als die Sonne aufging, hatte sie sich gezeigt. Und sie, die sich so sorgfältig herausgeputzt hatte, sagte gähnend: - "Ah! Ich bin noch ganz verschlafen ... Sie müssen mich entschuldigen ... Ich bin noch ganz zerzaust ..." Der kleine Prinz konnte seine Bewunderung nicht mehr verbergen: - "Wie schön Sie sind!" - "Das ist wohl wahr!", antwortete die Blume sanftmütig. Und ich bin im gleichen Moment geboren wie die Sonne ..." Der kleine Prinz ahnte, dass sie nicht sonderlich bescheiden war, aber sie war dennoch so reizend! - "Es ist bald Zeit zum Frühstücken", fügte sie kurz darauf hinzu. "Hätten Sie die Güte, an mich zu denken?" Und ganz verwirrt holte der kleine Prinz eine Kanne mit frischem Wasser, um die Blume zu gießen. Bald schon nervte sie ihn mit ihrer scheuen Eitelkeit. Eines Tages zum Beispiel, als sie dem kleinen Prinzen von ihren vier Dornen erzählte, hatte sie zu ihm gesagt: - "Die Tiger sollen nur kommen mit ihren Krallen!" 34 - "Auf meinem Planeten gibt es keine Tiger", erwiderte der kleine Prinz. "Und außerdem fressen Tiger kein Gras." - "Ich bin kein Gras", antwortete die Blume sanft. - "Entschuldigen Sie mich ..." - "Vor Tigern fürchte ich mich nicht, aber jeder Luftzug ist mir ein Graus. Hätten Sie nicht einen Wandschirm?" - "Grauen vor Luftzug ... das sind schlechte Aussichten für eine Blume", bemerkte der kleine Prinz. "Diese Blume ist äußerst kompliziert." - "Stellen Sie mich am Abend einfach unter eine Glasglocke. Es ist sehr kalt bei ihnen. Das ist schlecht eingerichtet. Da, wo ich herkomme ..." Aber sie unterbrach sich. Sie war ja als Samen gekommen. Sie konnte gar nichts von den anderen Welten kennen. Beschämt, dass 35 sie sich selbst mit einer so einfallslosen Lüge enttarnt hatte, hustete sie zwei- oder drei Mal, damit sich der kleine Prinz schuldig fühlte: - "Dieser Wandschirm?…" - "Ich wollte ihn eben holen gehen, aber Sie sprachen mit mir!" Wieder hatte sie sich gezwungen zu husten, um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. So hatte der kleine Prinz, obwohl er durch seine Liebe guten Willens war, rasch an ihr gezweifelt. Er hatte unwichtige Worte allzu ernst genommen und war dabei sehr unglücklich geworden. - "Ich hätte nicht auf sie hören sollen", vertraute er mir eines Tages an. "Auf Blumen sollte man niemals hören. Man muss sie anschauen und einatmen. Meine ließ meinen Planeten duften, aber ich konnte mich nicht darüber freuen. Diese Geschichte mit den Krallen, die mich derart zornig gemacht hatte, hätte mir eigentlich zu Herzen gehen sollen ..." Und weiter vertraute er mir an: - "Ich war nicht in der Lage, es zu verstehen. Ich hätte sie nach ihren Taten und nicht nach ihren Worten beurteilen sollen. Sie spendete mir Duft, sie strahlte für mich. Niemals hätte ich fliehen dürfen. Hinter den armseligen Boshaftigkeiten hätte ich ihre Zärtlich36 keit erkennen müssen. Blumen sind voller Widersprüche! Aber ich war zu jung, um sie lieben zu können." 37 

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